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WM 2016 - Weltmeister, von laaaanger Hand geplant

Timmster - Mi 03 Aug, 2016 14:03
Titel: Weltmeister, von laaaanger Hand geplant
Manche Dinge brauchen lange. Am Ende wird aber meistens alles gut.

2005

Schon 2005 in Essen wollte ich unbedingt dabei sein. Damals spielte ich Fußball in der 4. Liga, also semi-professionell. Wir trainierten 4 mal die Woche und ich konnte das Wochenende nie verplanen. Für mich kam eine langfristige Buchung der Blue Moon EM daher nicht in Frage. Kurz vor der EM war klar: Ich habe am Samstag Zeit. Ich könnte also an der EM teilnehmen. Im Glauben, dass es keine freien Plätze mehr gäbe, unternahm ich jedoch keinerlei Aktivitäten, um mich noch anzumelden. Kurz nach der EM wurde bekanntgegeben, dass die Teilnehmerzahl noch vor Ort von 32 auf 36 erhöht wurde und ich auch noch einen Platz hätte bekommen können. Ich ärgerte mich sehr. Und ich schwor mir, 2006 teilzunehmen, koste es was es wolle.

2006

Hoch motiviert fuhr ich 2006 gemeinsam mit Pilipub zur EM 2006. Ich hatte eine Rückfahrt um 22 Uhr gebucht, weil ich am nächsten Tag um 10 Uhr auf dem Fußballplatz stehen musste. Nicht optimal, aber würde schon gehen, dachte ich.
In der Bahn spielten wir diverse Runden mit unseren EM-Decks und Pilipub behielt mit seinen Mimix gegen meine Pillar zumeist die Oberhand. Ja eigentlich hatte ich nie eine Chance. Ich verlor zwar meist nur 1:0 oder 2:0, jedoch verlor ich konstant, vom Gefühl her 3 von 4 Spielen. Pilipub und ich kamen zum Schluss, dass mir immer ein Drachen, also ein gewonnener Kampf fehlte. Ich konnte auf Mad Mike meist nur einen Drachen gewinnen und nicht zwei. In seinem Deck waren zum Überfluss auch noch Zirper und Lachgas, der Horror für alle Pillar-Spieler. In der Hoffnung, im Turnierverlauf schon nicht auf Pilipub zu treffen, behielt ich Deck und Strategie jedoch bei, da ich in diversen Spielen gegen die Granden der Hamburger Blue Moon Liga Van, Stoertebeker und Mambax, aber auch gegen Spielbar und Starfire, eine äußerst positive Bilanz hatte.
Die Stimmung auf der Messe war überragend. Der Modus jedoch miserabel. So konnte man nach drei Einzelspielen ausscheiden und dies traf gleich die Hälfte der Teilnehmer. Von meinen ersten beiden Spielen gewann ich nur eines. Ich musste also das dritte Spiel gewinnen. Pilipub erging es ebenso. Stoertebeker, der die Turnierleitung inne hatte, "organisierte" es so, dass Pilipub und ich im dritten Spiel auf einander trafen. Stoertebeker hatte seine ganz eigene Verfahrensweise, gewisse Paarungen zu finden. Den Spaß, einen von uns scheitern zu sehen, gönnte er sich. Zumindest war das damals meine Interpretation der Situation. Kann natürlich auch alles völlig richtig gewesen sein. Ich will niemandem was unterstellen. Smile
"Na toll", dachte ich mir. "Dann biste wohl raus". Andererseits wusste ich, dass Pilipub eine frühzeitige Heimreise gebucht hatte und daher vermutlich nach dem dritten Spiel ohnehin nach Hause fahren müsste. Ob er also volle Kraft gegen mich spielen würde? Und ganz chancenlos war ich auf der Hinfahrt ja auch nicht. Also auf in den Kampf. 25%-Chance nutzen! Pilipub spielte verhaltener als auf der Hinfahrt und ich kam mit der Spielweise und mit dem Druck überhaupt nicht zurecht. Das Spiel plätscherte dahin, ich kaufte, ich landete Mad Mike für einen Drachen und führte bis kurz vor Schluss mit einem Drachen. “Eigentlich so wie immer” dachte ich mir. Doch dann, völlig unerwartet, kam er: Der eine Rückzug von Pilipub. Ich griff ihn mit einem lächerlichen Wert von 6 Feuer an und seine Mimix mussten sich zurück ziehen. Kaum zu glauben, dass Mimix nicht auf 6 kommen, andererseits war sein Deck sehr speziell und weitaus werteschwächer als übliche Mimix-Decks. Den Drachenvorsprung rettete ich ins Ziel und Pilipub wünschte mir Glück in der KO-Runde und fuhr Heim. Bis zum heutigen Tage ist nicht ganz eindeutig geklärt, ob er in der entscheidenden Situation irgendetwas “übersehen” hatte oder ob die 6 Feuer tatsächlich reichten. Sämtliche Versuche meinerseits, diese Frage endgültig zu klären, werden von Pilipub mit einem Lächeln und einem Augenzwinkern weggewischt.
Achtelfinale und Viertelfinale verliefen zu meinen Gunsten. Im Halbfinale traf ich auf Mensaman. Sein Buka-DF-Deck war sehr innovativ. Die Buka waren erst kurz vor der EM rausgekommen. Er schaffte es jedoch gegen Discard und Tempo plus Kauf nicht, den Sack zu zumachen und so zog ich ins Finale ein. Später am Abend, an der Bar im Mövenpick-Hotel, forderte mich Mensa noch drei mal. Er wollte es nicht wahr haben, musste dann aber einsehen, dass Pilar-DF für sein Deck ein absoluter Alptraum war.
Im Finale sollte es auf 5 Kristalle gehen und ich traf auf Mambax. In vorigen Spielen hatte ich gegen sein Deck immer sehr gut ausgesehen. Er war vom Typ her der absolute Sicherheitsspieler, ich kannte sein Deck, was sollte also schief gehen? Leider alles. Im ersten Spiel konnte ich nicht kaufen, die Aktionskarten kamen geballt und ich verlor hintenraus die Kontrolle. Im zweiten Spiel hatte ich zwischenzeitlich 6 Verstärkungen gleichzeitig auf der Hand. Mit so einer Kartenverteilung kann man nicht gewinnen. Pillar ist sicherlich anfällig für schlechte Verteilungen, aber eine derart schlechte Verteilung hatte ich vorher und habe ich hinterher nicht erlebt. Das Finale sah insgesamt nach einer klaren Angelegenheit für Mambax aus. Das ärgerte mich, weil ich ja wusste, dass ich im Allgemeinen gut gegen sein Deck perfomte. Schwamm drüber, gegen Pech kann man nichts machen, sagte ich mir. Das Turnier war insgesamt einfach ein Highlight und mit einem völlig unerwarteten zweiten Platz war ich sehr zufrieden. Am Abend saßen wir alle an der Bar, Mensaman, LaBärd, Spielbar, Mambax, Stoertebeker, Ronald, Van, Starfire, Oschy, Xel, Redamikanas und sicherlich noch einige andere… es war eine coole Atmosphäre, der ich heute etwas nachtrauere. Um 22 Uhr ging ich zum Bahnhof und dort angekommen stellte ich fest: Zug verpasst! “*****” - Ich hatte die Fahrkarte falsch gelesen und versehentlich den Umstieg in Dortmund für die Abfahrt in Essen gehalten. Den Tränen nahe, stolperte ich in die Arme eines Schaffners, der so nett war, mir eine Karte für den Nachtzug auszustellen. Ich ging zurück ins Hotel und Ronald war so nett, mich 2 Stunden in seinem Bett schlafen zu lassen, damit ich wenigstens etwas Erholung bekam vor dem Fußballspiel am nächsten Tag. Morgens um 7 Uhr kam ich in Hamburg an, packte meine Tasche, frühstückte und fuhr zum Fußball. Wir verloren 3:0.

2008

Die EM 2008 verlief nicht sonderlich gut für mich. Ich trat mit Pillar-Schmierpfote anstatt mit Pillar-Donnerfaust an. Diese Entscheidung kostete mich die Finalrunde, da ich in der Gruppe gegen Mensa und Dummy keine Chance hatte und auch noch unglücklich gegen Ruwi verlor. Drei Niederlagen wären mit einem Donnerfaust-Deck vermutlich nicht passiert. Ich brauchte die Konzentration der starken Karten auf 30 Karten. Die Monde, die ich durch Schmierpfote gewann, zahlten sich nicht aus. Ich entschied mich, in Zukunft stattdessen lieber Pillar-DF mit AdN zu spielen, auch, um gegnerischen Donnerfaust-Decks all ihre Kraft zu nehmen.

2009

Bei der EM 2009 spielte ich wieder Pillar-Donnerfaust. Viele Gegner hatten auch Donnerfaust, was mir in die Hände spielte. Mit AdN und AdF hatte ich gegen viele Donnerfaust-Decks einen Vorteil. Ich konnte 2 mal kaufen oder 2 mal die Handkarten aufdecken oder gar 2 mal die AdN spielen, um den Gegner mit geballter Power in den Boden zu stampfen. Die Taktik ging auf. Allerdings merkte ich früh, dass es für den ganz großen Wurf nicht reichen würde. So wurde ich am Ende eher zufällig Zweiter, da die Gegner sich zu meinen Gunsten gegenseitig schlugen. Ich war aber sehr zufrieden, vor allem, da meine (für die damalige Zeit innovative) Deckstrategie mit Donnerfaust und AdN und AdF vollends aufging.

2013

Im Jahr 2013 war ich nicht sonderlich motiviert als ich zum Turnier fuhr. Blue Moon war irgendwie für mich ziemlich eingestaubt. Ich wollte die Stimmung genießen, da mir das Forum am Herzen liegt und ich die Leute aus dem Forum sehr schätze. Der Modus 2013 war sehr spannend und versprach ein gutes Turnier und war eine Herausforderung. Der Modus reizte mich, vor allem, da ich gezwungen war, mindestens zwei weitere Völker zu spielen, neben “meinen” Pillar. Ich entschied mich für die aus meiner Sicht stabilsten Völker: Aqua und Flit. Auf Aqua-Argusauge fiel meine Wahl, weil Boxi damit ein gutes Ergebnis in der Online-Liga erzielt hatte und Flit-Schmierpfote wählte ich, weil ich dachte, dass damit nichts schief gehen könne. Welch fataler Irrglaube. Pillar-Donnerfaust war gesetzt. Und tatsächlich funktionierte das Deck auch vier Jahre nach der EM 2009 noch bombig. Einzig gegen Geirröd verlor ich denkbar bescheuert. Alle anderen Spiele mit Pillar-DF gewann ich. Aqua-Argusauge zeigte sich solide, aber das Flit-Schmiepfote-Deck war unterirdisch. Ich hatte es einen Tag vor der EM zusammengeschustert und es war grausam anfällig. Zudem merkte ich, dass ich Flit überhaupt nicht spielen konnte. Ich war einfach überfordert die richtigen Charaktere zur richtigen Zeit auszulegen.
Das Ergebnis ist bekannt: Dreadnought wurde Erster und ich zum dritten Mal Zweiter. Mit dem zweiten Platz wäre ich, hätte man mich vor der EM gefragt, sehr zufrieden gewesen. Aber am Sonntag, als der erste Platz greifbar nah war, entwickelte ich plötzlich Ehrgeiz. Dann versemmelte ich es im Spiel gegen Geirröd - Gegen ihn verlor ich drei Spiele, eines davon mit meinen Flit gegen seine Khind… ohne Worte…!
Plötzlich war der Ehrgeiz da, vielleicht doch mal ein großes Turnier zu gewinnen. Daher entschied ich, das nächste große Turnier wirklich ernst zu nehmen.

2014

2014 spielten wir die WM in Hamburg. Ich hatte mir vorgenommen, gut zu performen, jedoch musste ich im Vorwege feststellen, dass sich eine Turniervorbereitung und eine Turnierorganisation nicht gut kombinieren lassen. Mobbi leitete zwar das Turnier an sich, die Organisation rund um den Spielort übernahm ich jedoch und damit hatte ich so viel zu tun, dass eine Vorbereitung auf die Spiele nicht möglich war. Hinzu kam ein komisches Gefühl, das ich kaum beschreiben kann. Es mag sich komisch anhören, aber ich fand es irgendwie nicht richtig, auf dem Turnier in der eigenen Stadt sehr ehrgeizig zu sein. “Das eigene Turnier gewinnt man nicht” heißt es schließlich. Mit dieser Einstellung nahm ich mir den Druck und entschied, mich noch ein Jahr mit dem ganz großen Wurf zu gedulden.

2015

Das Jahr 2015 sollte es endlich sein. Der Titel sollte endlich wieder nach Hamburg. Pustekuchen. Wieder Zweiter. Aber der Reihe nach: Ich bereitete mich vor wie nie zuvor. Ich hatte eine klare Vorstellung von einer Strategie. Ich nahm an, dass fast alle Gegner Aqua-Argusauge spielen würden und versuchte ein Anti-Aqua-Argusauge-Deck zu bauen. Ich spielte gegen mein eigenes Aqua-Argusauge-Deck sicherlich 50 Testspiele. Es war nicht zu knacken. Natürlich verlor es die ein oder andere Partie, aber ein Anti-Deck war nicht zu finden. Die besten Resultate hatte ich tatsächlich mit Pillar-Schmierpfote, weshalb ich diese Kombination wählte, obgleich ich mir eigentlich 2008 geschworen hatte, Pillar-Schmierpfote nicht mehr zu spielen. Die weitere Aufstellung war für mich klar: Flit, Aqua und Vulca. Aus meiner Sicht die konstantesten Völker. Aqua-Argusauge eine superstarke Kombination. Vulca-Schlangenzunge stark aber etwas langsam, aber stark genug für ein Turnier. Flit-Donnerfaust blieb übrig, weil Pillar auf den Schmierpfote-Slot wanderte. Ich hatte ein halbes Jahr vor der EM einen Fehler gemacht und war mit meinem Buka-Donnerfaust-Deck nach Berlin gereist. Dieses Deck war unerwartet stark und gewann an jenem Tag in Berlin fast jede Paarung. Leider war dadurch den Anwesenden Mobbi, Erml und Dreadnought mein Deck mit Terrah-Kaufkarte, Ferro und Nebel bekannt. Der Überraschungseffekt hätte also gefehlt, wenn ich mit diesem Deck auf der WM angetreten wäre. In meinen Tests hatte das Deck keine sonderlich gute Quote, wenn der Gegner weiß, was ihn erwartet. Die Quote war zwar nicht schlecht, aber vom Gefühl her eben auch nicht gut genug für mich, um es bei einem großen Turnier zu spielen. Diese Entscheidung war eventuell falsch. Ich habe die Vorbereitung der Gegner auf gewisse Decks überschätzt. Ähnliches gilt im übrigen auch für das Hoax-Donnerfaust-Deck von Dwragon. Auch das war in meiner engeren Wahl, auch das hatte keine bombastische Quote, wenn der Gegner weiß, was ihn erwartet. Nach Gesprächen mit Nicknack, der sagte, Hoax-Donnerfaust sei langweilig, entschied ich mich auch gegen Hoax und für die Flit.
Im Verlauf des Turniers zahlte sich mein Training aus. Aqua-Argusauge lief bombig. Gegen die Buka-Decks von Mobbi und Dwragon konnte ich gewinnen, was auch auf mein eigenes Training gegen mein Buka-Deck zurückzuführen war. Insgesamt machte ich beim Spielen keine Fehler. Lediglich das Picken war mir nicht sonderlich gut gelungen. Im Überschwung der Euphorie hatte ich Pillar-Schmierpfote fast immer als Prio-1-Paarung festgelegt. Dieses Deck war jedoch nicht turniererprobt. Mit der 50%-Quote war ich zwar zufrieden, aber ich hätte es nicht immer auf Prio 1 setzen sollen. Daher die Memo an mich: Besser picken.
Der zweite Platz ging für mich in Ordnung. Natürlich war ich nach all dem Aufwand enttäuscht, nicht Erster zu sein, aber Mobbi war einfach bärenstark und ich hatte nicht nur mein bestes gegeben, ich war sogar ziemlich sicher keinen schlimmen Fehler gemacht zu haben und ich hatte ein, zwei mal das Glück auf meiner Seite.
Wer so lange wartet, kann auch noch ein Jahr warten, dachte ich mir.
Aber schon am Montag darauf fühlte sich das nicht mehr so an. Ich war eine Woche lang sehr enttäuscht. Dieses Gefühl kannte ich gar nicht von mir. Ich rechnete hin und her und kam immer wieder zum Schluss, dass ein einziger Sieg gegen Mobbi gereicht hätte. Mir war natürlich immer noch klar, dass ich mein bestes Blue Moon aller Zeiten gezeigt hatte, ich wollte aber nicht wahr haben, dass es wieder nicht geklappt hatte. Obwohl mir auch klar war, dass es letztlich an Kleinigkeiten liegen kann, ob man am Ende ganz oben steht oder nur knapp dahinter, war die Enttäuschung groß. Ich analysierte mich und das Turnier und stellte folgendes fest:
- Eingespieltheit ist wichtig. Ich gewann 2015 mit Aqua alle meine fünf Spiele. 2013 gewann ich mit Pillar acht von neun Spielen. Die Erfahrung und die Eingespieltheit mit einem Deck ist das A und O.
- Vorbereitung ist wichtig. Ich hatte mich ganz gezielt auf Buka-Donnerfaust, Hoax-Donnerfaust und Aqua-Argusauge vorbereitet. Paarungen gegen diese Decks dominierte ich auch meist.
- Den Zufall muss man akzeptieren.
- Schmierpfote ist der schlechteste Inquisitor. Sowohl mir als auch vielen meiner Konkurrenten, schien es schwer zu fallen, ein vernünftiges Schmierpfote-Deck zu basteln. Beim Picken sollte ich darauf achten, selbst selten Schmierpfote zu wählen und häufig gegen andere Schmierpfote-Decks zu spielen.
- Weniger Orga-Kramm und mehr Vorbereitung. 2015 bereitete ich bereits zu Weihnachten ein Tool vor, mit dem das Turnier organisiert werden konnte. Der Fokus ging daher wieder auf die Orga und weniger auf die eigene Vorbereitung. Da musste ich gegenwirken.
Mit dieser Analyse wollte ich 2016 in Angriff nehmen.

2016

In diesem Jahr bereitete ich mich noch akribischer vor als im Vorjahr. Darunter litt ein bisschen die Organisation des Turniers. Aber es war notwendig. Smile
Ich kopierte zwei Monate vor der EM die wichtigsten BM-Karten auf Klebefolie und bastelte mir so ein paar zusätzliche Kartensets, so dass ich bei meinen Tests weniger umbauen musste.
Ich fertigte knapp 6 Wochen vor der EM eine Matrix an mit meinen 7 EM-Deck-Kandidaten auf der X-Achse und 13 Gegner-Decks auf der Y-Achse. Unter den Gegnerdecks waren die Klassiker: Aqua-AA, Hoax-DF, Hoax-SZ usw. Ich versuchte pro Paarungen (immerhin ambitionierte 91) drei Testspiele zu spielen. Schnell musste ich feststellen, dass dieses Ziel nicht erreichbar war. Dennoch spielte ich eine große Anzahl der Paarungen gegen mich selbst und konnte Schlüsse ziehen. Unter anderem, dass ich nicht mit Pillar-Schmierpfote antreten werde. Pillar-Donnerfaust oder Flit-Donnerfaust, da war die Entscheidung denkbar knapp, ich entschied mich für Flit-Donnerfaust, weil die Quote gegen Aqua-Argusauge sehr gut war und Aqua im Allgemeinen gegen Flit als zuverlässig gilt. So hoffte ich, dass die Gegner häufig freiwillig mit Aqua gegen meine Flit spielen würden.
Auf dem vakanten Schmierpfote-Platz entschied ich mich für ein Mimix-Deck. Warum? Im Vorwege der WM hatte mir Nicknack sein Mimix-Donnerfaust-Deck präsentiert. Es war granatenstark. Ich wollte dieses Prinzip auf Schmierpfote übertragen und nach mehreren Tests gelang mir ein Deck, mit dem ich sehr zufrieden war. Inspiriert wurde es durch Nicknack, Mobbi und Timmey. Es ist ein Deck mit dem besten aus allen Welten. Vielen Dank euch dreien!
Vulca-Schlangenzunge und Aqua-Argusauge standen für mich ohnehin fest.
Die klare Strategie: Nach Möglichkeit sollen Aqua und Mimix beim Gegner landen, so dass dieser die Paarungen festlegt. Ich wähle dann Aqua auf Match1. In vielen Fällen muss ich dann mit Mimix gar nicht spielen. Selber picke ich Vulca und Flit und nach Möglichkeit das gegnerische Schmierpfote-Deck. So ergeben sich viele gute Paarungen, bei denen ich mit einem “guten Gefühl” ins Spiel gehe. Die Strategie ging größtenteils auf. Zu meiner Überraschung pickten jedoch viele selber ihre Aqua. Es kam häufig zu der Situation, dass im zweiten Pick meine Flit gepickt wurden. Je nach Situation musste ich dann also meine Mimix oder meine Aqua dem Gegner überlassen, manchmal sogar Vulca, was sich ungeplant als Glücksfall erwies, weil sie dieses Turnier mit einer Quote von 100% und mit maximaler Kristallausbeute dominierten.
Am ersten Abend, als Erml knapp vor mir stand, ging ich mit einem mulmigen Gefühl ins Bett. Aber irgendwas in mir sagte mir, dass es noch nicht vorbei war. Ich glaubte bis zum Schluss daran. Es lief auch alles einfach ziemlich gut. Die Gruppenauslosung war prima. In manchen Kämpfen liefen Schlüsselsituationen zu meinen Gunsten, so z.B. an Tag 1, als sich Flo00 mit seinem extrem wertestarken Aqua-Deck gegen meinen letzten Verzweiflungsangriff von 9 Feuer zurückziehen musste. Ich wusste, dass es am Ende wieder mehr oder weniger Zufall war, ob man Erster oder Zweiter würde. Und so kam es auch: 3 Kristalle vor. Knapper geht es kaum. Wie in den Jahren zuvor, fühlte ich am Sonntag einfach nur Freude, unter der Creme de la Creme gelandet zu sein. Dabei spielte es keine Rolle, ob ich Erster, Zweiter oder Dritter war, das Wissen, zu den besten Spielern der Welt zu gehören, reichte in dem Moment einfach aus.
Am Montag darauf allerdings kam die Erleichterung. Wie im Jahr zuvor, brauchte ich eine Nacht, um das Erlebte zu realisieren und um ein Gefühl für die Situation zu haben. Ich lief mit einer Zufriedenheit herum, die ich von mir selber nicht kannte. Teilweise hält dieses Gefühl immer noch an. Unglaublich.

2017

Mit dem Titel im Gepäck spielt es sich sicherlich besser. Vor allem ist der Druck weg. Ich habe das Gefühl, im nächsten Jahr werde ich sehr innovativ unterwegs sein. Das ist auch bitter nötig, denn die Khind, die Hoax, die Terrah und die Buka nehmen es mir sehr übel, dass ich sie noch nie auf einem großen Turnier gespielt habe.
Meine Freude auf 2017 ist riesig.
Danke, dass ihr mir in meiner Freizeit eine solch große Freude bereitet!
Es grüßt,
Timmster.
erml - Mi 03 Aug, 2016 17:26
Titel:
Vielen Dank für diesen sehr persönlichen, offenen, unterhaltsamen und interessanten Bericht.
Beeindruckend, wie akribisch (ursprünglich hatte ich karibisch getippt, leider noch bemerkt) du dich teilweise auf die Turniere vorbereitet hast und dich immer wieder neu erfunden und gesteigert hast.

Ich schätze mich glücklich, eine kleine aber feine Rolle in dieser Story gespielt zu haben bzw. freue mich sehr darauf, es weiterhin zu tun.
Timmster - Mi 03 Aug, 2016 17:50
Titel:
Ja. 2015 und 2016 gab es tatsächlich sehr karibische Vorbereitungen. Davor waren es eher theoretische Überlegungen. Meiner Meinung nach steigert man die Siegchancen jedoch erheblich, wenn man gegen sich selbst testet. Das ist zumindest meine Erfahrung nach 2015 und 2016.
erml - Mi 03 Aug, 2016 18:42
Titel:
Timmster hat folgendes geschrieben:
Meiner Meinung nach steigert man die Siegchancen jedoch erheblich, wenn man gegen sich selbst testet.

Davon bin ich inzwischen auch überzeugt. Ich hatte nach der WM einige Selbsttests mit Buka-DF gemacht und das Deck dabei nochmals entDeckt.

Vor der nächsten WM werde ich sicher gezielt selbsttesten.
NICKnACK - Do 04 Aug, 2016 06:43
Titel:
Toller Bericht! Man merkt mit jeder Zeile wie sehr Du dieses kleine Kartenspiel liebst!
Ich mag Leute mit solchem Enthusiasmus für eine Sache, weil ich selber auch so bin.
Habt ihr ja vll. gemerkt, hehe Rolling Eyes Wink
Mobbi - Do 04 Aug, 2016 10:10
Titel:
Ich kann mich da nur anschließen! Ich habe den Bericht förmlich Wort für Wort inhaliert, vielen Dank dafür. Es ist eine Freude zu sehen, dass es hier echte Seelenverwandte gibt.

Meine Gedanken und Einschätzungen werde ich bei Gelegenheit auch ausführlich preisgeben, vielleicht ist das für den einen oder anderen ja auch interessant. Ich finde den Thread jedenfalls großartig!
Helios - Do 04 Aug, 2016 15:47
Titel:
Toller Bericht!
Timmster - Do 04 Aug, 2016 18:22
Titel:
Würde mich natürlich freuen, ähnliche Berichte von euch zu lesen. Smile
Dwragon - Fr 05 Aug, 2016 11:31
Titel:
Super Bericht! Du hast mehr Zeit in die Vorbereitung gesteckt als viele andere und bist ein absolut verdienter Weltmeister!!!
Mit der Vorbereitung und dem Referendariat ist mir selber so viel Zeit am Ende weggefallen, dass ich nicht mehr vernünftig testen konnte, sonst wäre mir wohl nicht der Fauxpas mit Buka-DF passiert. Ein Turnier auszurichten hat mich zweimal mit einem nicht bis wenig getesteten schwach laufenden Deck zurückgelassen, aber das soll keine Entschuldigung sein. Manchmal laufen bei einer WM innovative Decks von mir, manchmal nicht. Ich freue mich, dass es endlich einer von uns geschafft hat und gönne es dir von ganzem Herzen, auch wenn ich ein wenig darüber enttäuscht bin, dass dein Spruch: "Mit Pillar wird man maximal Zweiter!" noch nicht widerlegt ist.
Mobbi - Fr 05 Aug, 2016 18:24
Titel:
Ich kann nicht auf solch eine lange Historie zurückblicken wie Timmster, war meine erste Teilnahme doch erst 2009. Dennoch gehe ich mal alle Veranstaltungen durch:

2005
Damals war mir der Aufwand zu groß, für ein Turnier nach Essen zu reisen. Außerdem hatte ich damals schon das Gefühl, dass bei geringer Anzahl von Spielen zu viel vom Zufall abhängt. Es klingt komisch, aber nach meiner Erfahrung in allen Lebenslagen kann ich mich auf Spielglück nicht verlassen. Ich kann das nicht belegen und vielleicht ist das ja auch eine Fehleinschätzung, aber gefühlt bin ich beim (Glücks-)Spiel auf Leistung vom Pech verfolgt. Deshalb bin ich mir ziemlich sicher, dass es 2005 wohl eher in die Hose gegangen wäre (vor allem weil ich dort ja unbedingt hätte beweisen wollen, voll der Könner zu sein - nach meinen Auftritten im Forum), wenngleich das Niveau seinerzeit wohl eher mau war von einzelnen wenigen Spielern mal abgesehen. Hätte ich teilgenommen, wäre ich damals mit Flit-Schmierpfote angetanzt.

2006
Im Grunde das gleiche wie 2006, deshalb kann ich das abkürzen. Als Teilnehmer hätte ich exakt den gleichen Weg genommen wie Mensaman. Ich war damals sogar ein bisschen entäuscht, dass er einen ähnlichen Gedanken hatte wie ich: Mit den 2006 neuen und unerprobten Buka antreten, da weiß nämlich keiner, wie er dagegen spielen soll. Hat bei ihm ja auch fast geklappt mit dem Titel.

2008
Ich war kurz am überlegen, ob ich mit Dread und Ryuk einfach mitreisen soll, hatte aber zu der Zeit meine erste kleine BM-Krise. Ich fand es einfach total unbefriedigend, dass man trotz großer Erfahrung und gutem Skill in Deckbau und Spiel so wenig Einfluss auf die Ergebnisse mancher Spiele hat. Matchup und Zufall waren einfach zu mächtig, das habe ich gegen Ende in der Berliner Liga immer mehr gespürt und das hat mich frustriert. Folgerichtig hatte ich wenig Bock auf eine EM-Teilnahme. Und als dann das Ergebnis und das Sieger-Deck bekannt gegeben wurden, hatte sich meine Vorahnung bestätigt. Damals konnte ich es schwer begreifen, dass solch ein Deck (Timmeys Mimix-Aggro-Deck) ein Turnier gewinnen kann. Heute sehe ich das anders und kann das auch differnzierter bewerten. Aber damals hat es mich in meinen Ansichten bestärkt, dass der Zufall einfach zu mächtig ist. 2008 wäre ich vermutlich mit Aqua-SP angetreten.

2009
In diesem Jahr war alles anders. Die Berliner Liga im Grunde tot, das erste Kind unterwegs und für Februar 2010 erwartet. Mit anderen Worten: wenig Blue Moon im Vorfeld und die Aussicht auf noch weniger Blue Moon in Zukunft. Es war gefühlt die letzte realistische Chance für mich, auf absehbare Zeit an einem BM-Turnier teilzunehmen. Zumal BM eh schon im letzten Todeskampf vor sich hinröchelte.
Hinzu kam, dass ich im Frühjahr/Sommer bei den weniger Gelegenheiten mit Ryuk und Dread ein neues Aqua-Deck gebaut hatte, das verdammt gut und stabil lief: das ominöse Aqua-AA-Deck, dass es in leichten Variationen mittlerweile an jeder Ecke im BM-Universum gibt. Der Haupt-Clou: Erupta und die überdurchschnittlich vielen Flit samt aggressiver Ersetzen-Strategie und Spielweise. Vor allem gegen Flit hatte das Teil gerockt, aber auch gegen alles andere lief es extrem gut. Das war das erste Mal, dass ich gemerkt habe, dass konsequentes Spiel extrem mächtig ist. Deshalb hatte ich das Gefühl, nicht so sehr vom Matchup und Zufall abhängig zu sein. Ein Irrtum.

Ein Problem gab es nämlich durchaus. Die Urversion des Decks, mit der ich auch in Essen angetreten bin, hatte ein riesiges Manko: Statt der AdN war noch die AdWa im Deck. Das wurde mir dann beim Turnier auch zum Verhängnis.

Über die Auslosung haben wir schon oft genug gesprochen. Das war aber gar nicht der Knackpunkt (hat nur so perfekt zum Frust gepasst in dem Moment und wenn man dann noch einen Dread hat, mit dem man hochschaukeln kann, hehe ...), das gleiche hätte auch mit völlig korrekter Auslosung passieren können. Dann hätte sich mein Hadern auf das Schicksal beschränkt und eben nicht auf die unglückliche Auslosung. Im Ergebnis wäre aber das gleiche rausgekommen: Mein Deck war stark, außer gegen Donnerfaust. In meine Gruppe wurden alle 5 Donnerfaust-Decks gelost. Schon krass, 5 Decks ingesamt, alle in meiner 9er-Gruppe. Das hieß also: von 8 Spielen 5 mal gegen Donnerfaust! Das wäre ja gar nicht mal so schlimm gewesen, wenn diese Decks von irgendwelchen Graupen gespielt worden wären. Leider war das nicht der Fall. Dwragon, Timmster, LosKrokettos, Timmey und Flotti (mit seinem Kauf-Deck), das war schon geballtes Know-How. Gegen solche Donnerfaust-Spieler ist es besonders schwer. Lediglich ein Spiel konnte ich davon gewinnen. Insgesamt hatte ich dann 4 Siege und 4 Niederlagen (und 6 Siege in den "Freundschaftsspielen" mit Spielern der anderen Gruppe, immerhin auch 2 Siege gegen den Weltmeister mensaman). Das hatte sich schon doof angefühlt und es ist genau das eingetreten, was mich die Jahre zuvor davon abgehalten hatte, teilzunehmen: Zu viel Macht für Matchup (und Zufall). Die EM habe ich eigentlich nur deshalb in halbwegs guter Erinnerung, weil alles andere als die WM selbst (also der Draft danach und die Zugfahrten) ganz ok waren und die Leute eben sehr sympathisch. Gut, dass genau in dieser Nacht die Uhren umgestellt wurden und wir um 2 Uhr nachts eine Stunde länger auf den Zug warten mussten, war nun nicht so prall, aber was solls. Ich glaube, dass die EM der Anlass war, dass BM und das Forum über lange Zeit völlig KO waren.
Etwas Gutes hatte das Ganze jedoch: Ich habe sofort nach der EM die AdWa gegen die AdN getauscht. Das ultimative Aqua-AA-Deck war geboren.

Uff, ist das viel. Ich unterbreche hier und schreibe demnächst für die Folgejahre weiter, sollte es denn überhaupt jemanden interessieren. Ist ja schon ein ganz schönes Gelaber.
erml - Fr 05 Aug, 2016 19:08
Titel:
Bitte weitermachen!
Timmster - So 07 Aug, 2016 10:08
Titel:
#2 Wink
Dwragon - So 07 Aug, 2016 14:30
Titel:
#3
Mobbi - Di 01 Nov, 2016 17:02
Titel:
Nach der EM 2009 war wie geschrieben erst mal Sense, eine weitere EM nicht angedacht. In der Zwischenzeit habe ich in Berlin dann den Kampf gegen Zufall und Glück aufgenommen und den TTC ins Leben gerufen. Mit festen 4 Decks gegen feste 4 Decks des Gegners - und zwar alle möglichen Kombinationen mit Hin- und Rückspiel. Erstmals hatte ich das Gefühl, dass der Zufall merklich weniger Einfluss auf das Endergebnis hat. Entsprechend wuchs die Idee in mir, ein großes Turnier ins Leben zu rufen, in dem mit mehreren Decks gegen möglichst viele Spieler möglichst mehrere Spiele absolviert werden sollten. Irgendwann Ende 2012 habe ich dann hier im Forum von der Idee geschrieben und einige waren gleich Feuer und Flamme. Gemeinsam mit Timmster und in Abstimmung mit Dwragon hatten wir dann recht zügig einen 3-Deck-Modus ausgetüftelt. Klar war auch, dass wir für solch ein Turnier viel Zeit benötigen, weswegen von vorneherein 2 Turniertage veranschlagt wurden. Die erstklassige Location wurde von Dwragon organisiert, so dass dem Turnier, welches wir (nachträglich) zur WM machten, nichts mehr im Wege stand.

WM 2013
Im Vorfeld der WM hatte ich durch die TTCs ausgiebig Gelegenheit, Praxis zu sammeln. Sowohl gegen Ryuk und Dread als auch gegen Erml lief es dabei extrem gut, so dass ich mir vor der WM schon gute Chancen ausgerechnet hatte. Zudem hatte ich für den 3-Deck-Modus eine perfekte Taktik im Kopf: Mein starkes Aqua-AA-Deck wenn möglich gegen gegnerische Flit ins Rennen schicken! Ich rechnete mit einigen Flit-Decks bei den Gegnern und tatsächlich trat dieser Fall dann auch ein. Womit ich jedoch nicht gerechnet hatte: Mein Aqua-Deck zündete gegen die Flit überhaupt nicht, außer gegen Timmster gab es hier 3 für mich überraschende Niederlagen: gegen Erml, Dread und NICKnACK. Ich würde auch jetzt noch sagen, dass das ungewöhnlich war, da das Deck ansonsten extrem gut gegen Flit läuft/lief (auch wenn sich das gleiche Phänomen später wiederholte).
Womit ich auch nicht gerechnet hatte: ausgerechnet gegen Dread und Erml setzte es mit 1:2 nach Einzelspielen Niederlagen. Hinzu kam, dass die von mir erdachte Punkteregelung dazu führte, dass ich nach Einzelsiegen zwar 2. war (was mir drei weitere Spiele gegen Dread ermöglicht hätte), nach Punkten jedoch nur 3.
Im Platzierungspiel sah ich dann gegen Dwragons Hoax-Kauf-Deck kein Land und unterlag dann auch noch gegen sein Pillar-Deck. Somit wurde ich Vierter. Komischerweise ärgerte mich das aber gar nicht, obwohl ich irgendwie das Gefühl hatte, die Titelchance auf unglückliche Weise verpasst zu haben. Vielleicht lag es auch daran, dass Dread an dem Wochenende einfach bärenstark war und er sich für mich wie ein würdiger Titelträger anfühlte. Hauptgrund war aber vermutlich, dass mir das Wochenende und die Atmosphäre so gut gefallen haben, dass der verpasste Titel einfach nicht so schwer wog.
Diese WM bleibt für mich vielleicht nach wie vor die Schönste WM bisher. Angefangen von den tollen Zugfahrten, über die coolen Abende bis hin zum für aus Berliner Sicht erfreulichen Ende mit Dreads Sieg. Und natürlich die Gesellschaft so vieler toller Typen. Insgesamt war das ein erstklassiges Wochenende.
Aus BM-Sicht besonders beeindruckt hat mich - und das kann ich nicht verschweigen - Dwragons Hoax-Kauf-Deck und seine konsequente Spielweise. Das war für eine der BM-Sternstunden hinsichtlich Deckbau und Spielskill.

WM 2014
Da mich der drei Deck-Modus nicht in letzter Konsequenz überzeugt hatte und bei 4 Inquisitoren ein 4-Deck-Modus naheliegend erschien, war ich vor der WM 2014 in Hamburg äußerst erwartungsvoll. Schon früh legte ich mich auf meine 4 Decks fest, deren Wahl mir nach meiner Überzeugung insbesondere Vorteile beim Pick-Modus bescheren sollte. In zahlreichen Spielen mit Dread (aber auch Erml und teilweise auch Ryuk) konnte ich mir zudem eine große Routine erspielen und insbesondere mein Pick-Verhalten optimieren. Vor dieser WM war ich sehr gut vorbereitet und irgendwie wollte ich dann wahrscheinlich auch die Früchte ernten. Vielleicht war ich dadurch etwas zu unentspannt, jedenfalls hat mir das Spielen an sich irgendwie wenig Freude bereitet. Obwohl es ja ganz passabel lief, aber ich hatte in meiner legendären Arroganz wohl erwartet, dass es noch besser laufen würde. Hinzu kam, dass sich der Modus als suboptimal herausstellte. 4 Spiele hintereinander gegen denselben Gegner, das war teilweise etwas zäh. Richtig ärgerlich wurde es, als ich die korrekte Ansetzungsreihenfolge der Spiele aus den Augen verloren hatte und wir am Schluss dadurch nicht fertig geworden sind. Das war extrem unbefriedigend. Außerdem hatte ich mich zu allem Überfluss noch über eine doofe Spiel-Situation geärgert, wahrscheinlich auch, weil ich stimmungstechnisch einfach eh schon etwas bedient war. Ich glaube immer noch, dass der damalige Modus in der Theorie dem am nächsten kommt, was mir für ein möglichst "gerechtes" Turnier vorschwebt. Allerdings funktioniert der Modus nur mit Timmsters Optimierungs-Tool und bei höchstens 8 Teilnehmern. Wir hatten hingegen mit 6 Teilnehmern schon nicht alle Spiele geschafft, so dass Dread und ich noch ein Extra-Treffen für unsere Partie (begleitet durch einen Stream in fürchterlicher Qualität) veranschlagen mussten (und Timmster und Dwragon auch). Da konnte ich den Sack zwar zumachen, mich aber auch nicht so richtig drüber freuen. Die Freude kam dann doch noch auf, als Timmster mir bei unserem nächsten Treffen den Pokal überreichte (Vielen Dank nochmal! Very Happy). Und im Forum hatte ich auf einmal einen goldenen Schriftzug, das war schon auch sehr nett. Very Happy
Das Ganze Drumherum fand ich gut, es war aber wie gesagt etwas überschattet durch meine grundsätzliche Mißstimmung. Vielleicht hatte ich ja meine Periode, wer weiß das schon. Außerdem war es eben schade, dass wir nur zu fünft waren (Pilipub klinkte sich ja leider komplett aus), teilweise sogar auch nur zu viert. Die Unterkunft bei Timmster war super, die übrigen Teilnehmer ohnehin klasse und der Magic-Draft war auch nett. Natürlich denke ich auch noch gerne an die WM zurück, aber eben nicht ganz so gerne, wie an die anderen.

WM 2015
Nach Münster und Hamburg war nun Berlin als Austragungsort an der Reihe. Den Modus mussten wir leicht anpassen, weil nach den Erfahrungen 2014 klar war, dass wir mit dem gleichen Modus bei den angekündigten 9 Teilnehmern nicht durchkommen würden. Zwar blieb es beim 4-Deck-Modus und vergleichbarem Picken, jedoch führten wir Prio-1 und Prio2-Paarungen ein. Letztere kamen am Ende im Schweizer System zum Zug. Ganz entscheidend für den reibungslosen Ablauf war zudem Timmsters Tool, das automatisch die möglichen nächsten Paarungen ausspuckte, um Spielplanunwuchten zu vermeiden. Prima Sache!
Im Vorfeld zur WM spielte ich etwas weniger als im Jahr zuvor, jedoch legte ich mich auch dieses Mal schon sehr früh auf meine 4 Decks fest. Im Urlaub vor der WM hatte ich die Decks auch dabei und in manch freier Minute testete ich mein Gedächtnis, indem ich 6 Karten aus einem Deck entfernte, die übrigen Karten einmal flott durchblätterte und dann angab, welche 6 Karten fehlten. Das klappte erstaunlich gut, so dass ich sicher war, meine Decks dann auch im Turnier extrem gut zu kennen. Ich vermute schon, dass mir das an der einen oder anderen Stelle geholfen hat.
Weil ich mich um den organisatorische Rahmen kümmern musste und die WM dadurch eine andere Bedeutung für mich hatte (Hauptsache es sind am Ende alle zufrieden, das eigene Abschneiden war da nur zweitrangig), bin ich ohne Erwartungen ins Turnier gestartet. Natürlich war mir klar, dass ich bei gutem Verlauf auch um den Titel mitspielen kann, ernsthaft darüber nachgedacht habe ich aber nicht. Tatsächlich lief das Turnier dann aber richtig gut für mich. Zum einen hatte ich schon das Gefühl, durch die viele Erfahrung in den zwei Jahren zuvor leichte Vorteile beim Picken zu haben, zum anderen kannte ich meine Decks und deren Stärken/Schwächen eben besonders gut und zum dritten war ich irgendwie ziemlich entspannt. Am Schluss war es mir fast ein bißchen unangenehm als Veranstalter den Titel zu verteidigen. Aber gefreut habe ich mich selbstredend trotzdem.
Was das Turnier an sich anbelangt, fand ich die WM sehr gut. Auch der Turnier-Rahmen mit der schon ganz coolen Location und dem tollen Wetter war prima. Besonders cool war zudem der Freitag Nachmittag/Abend im Park und dann beim Lasertag-Game. Das Picken danach war dann hingegen ziemlich anstrengend. Nichtsdestotrotz fand ich das alles ziemlich töfte. Einziges "Problem": Als Berliner und Heimschläfer fehlte das - ich nenns mal - Abenteuergefühl. Lol. Außerdem klinkte ich mich insbesondere am Samstag abend dann aus, weil es mich nach Hause zur Familie zog. Beim nächsten Mal würde ich versuchen, das anders zu händeln. Bei einer auswärtigen WM besteht dieses "Problem" nicht.
Zusammenfassend wars aus meiner Sicht aber ein tolles Event.

WM 2016
Das Wiedersehen in Münster. Very Happy
Nach einigen lustige Diskussionen zum Modus im Forum (hat sich jetzt eigentlich irgendjemand daran gestört, dass wir ohne AdN-Beschränkung gespielt haben? Das hatte doch überhaupt keine Bedeutung im Turnier, oder?) und wegen der sich anbahnenden großen Teilnehmerzahl musste zum einen in Gruppen gespielt und zum anderen wie im Vorjahr die Prio-1/Prio-2-Variante gezogen werden. Im Gegensatz zu den letzten WMs sah meine Vorbereitung dieses Mal extrem dürftig aus. Auch meine Decks waren vergleichsweise spät gewählt. Nichtsdestotrotz war ich mir sicher, wieder konkurrenzfähig zu sein. Einzig das Picken bereitete mir schon vorher große Sorgen, da ich das Gefühl hatte, dass die Willkür wieder stärker Einzug erhält. Außerdem war mir das anstrengende Picken 2015 noch im Gedächtnis. Wie sollte das mit 16 Personen gehen bei einem deutlich komplizierteren Pick-Verfahren? Und genauso kams dann auch: Das erste Picken dauerte schon bis weit in die Nacht. Und am nächsten Morgen gings dann weiter, weil am Vorabend nicht alle anwesend waren. Ich weiß es nicht genau, aber rund 4 Stunden haben wir schon fürs Picken verwendet. Mit dem Ergebnis, dass mehr als die Hälfte aller Spiele gar nicht stattfanden und die gepickten Prio-2-Paarungen im Grunde keine Rolle spielten. Schade, da gerade die Prio-2-Paarungen bei mir tendenziell sehr günstig lagen (behaupte ich jetzt einfach, obwohl es bestimmt gar nicht stimmt, hehe). Der Modus war natürlich auch der großen Teilnehmerzahl geschuldet. Insgesamt war natürlich trotzdem für ein gerechtes Ergebnis gesorgt, so dass aus spieltechnischer alles in Ordnung war. Spaßtechnisch sorgte er bei mir aber für eine leichte Ernüchterung. Als weiteres Manko empfand ich es, dass nicht alle Spieler bereit waren, alle Spiele zu absolvieren, teilweise sogar auf den zweiten Turniertag verzichtet haben. Das war sehr schade und manch anderem Spieler gegenüber, der dadurch vielleicht längere Wartezeiten hatte, auch etwas ungerecht. Als letztes muss ich sagen, dass ich es durchaus als irritierend empfinde, 3 mal im Turnier gegen das gleiche Decks aber unterschiedliche Spieler zu spielen. Besonders, wenn man das Deck selbst erdacht hat. Das war erlaubt, klar, aber gefreut hat mich das nun mal auch nicht gerade. Ist aber eher eine Randnotiz. Was mir wiederum sehr gut gefallen hat, war die grundsätzliche Stimmung bei den Spielen. Das lief wie immer sehr fair und stimmungsvoll ab.
Ergebnistechnisch lief es teilweise gut, teilweise erstaunlich schlecht. Gerade die vielen Aqua-Aqua-Paarungen, die ich in Prio-1 spielen musste, brachen mir das Genick. Insgesamt hatte ich schon das Gefühl, dass die fehlende Routine am Ende ein Faktor war. Komischerweise hatte ich auch nahezu im gesamten Turnier eine *****egal-Stimmung, vielleicht weil das Picken einen schon sehr geerdet hat. Ich war jedenfalls schon ziemlich früh am Samstag satt. Wie dem auch sei, am Ende wurde es Platz 3, was in dem Feld auch ein gutes Ergebnis ist. Zudem konnte ich Timmster ein klein wenig zum Titel verhelfen und war darüber hinaus Zeuge einer der fairsten Aktionen in der Geschichte Blue Moons (als Erml durch seine Kulanz mir gegenüber möglicherweise den Titel hergegeben hat). Außerdem kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass ich von allen Teilnehmern den schwersten Turnierweg hatte, musste ich doch als einziger sowohl gegen den Ersten als auch gegen den Zweiten jeweils 4 Spiele machen und befand ich mich möglicherweise in der etwas anspruchsvolleren Gruppe (das kann ich aber natürlich nicht belegen und das wird auch den Spielern der anderen Gruppe vielleicht nicht gerecht, sorry also für die Aussage, hehe).
Der komplette Rest war hingegen erstklassig, insbesondere der Nachmittag/Abend im Park, die abstruse nächtliche Begegnung, das Kennenlernen bislang unbekannter Leute wie Helios und Darador, das Wiedersehen alter Weggefährten wie Geirröd und Flotti sowie die legendären Zugfahrten mit Dread, Erml und Mr.Steffi. Das war alles erste Sahne, so dass diese WM wie auch das erste Mal in Münster bei mir ganz weit vorne landet.

Ausblick für die WM 2017 in Wien
Ich hoffe nach wie vor, dass ich Dread irgendwie rumbekomme. Der geplante 3-Deck-Modus ist ja eigentlich ein superstarkes Argument, weil er dann nicht mit Argusauge spielen muss. Außerdem ist Wien eine geile Stadt. Ich freue mich jedenfalls wie ein Saftársch darauf.

Beste Grüße
Euer Mobbi

@Timmster
Sorry, dass ich Deinen Thread zutexte.
Timmster - Fr 04 Nov, 2016 17:27
Titel:
Super Text. Danke! Macht echt Laune es zu lesen.

Deine Idee mit den 6 entfernten Karten ist echt gut. Einen ähnlichen Ansatz habe ich auch mal verfolgt, wenn auch komplett anders in der Handhabe und in der Analyse. Auf meinem täglichen Weg zur Arbeit mischte ich ein Deck immer wieder und zog 6 zufällige Karten. Ich wollte sehen, wie gut meine (Start-)Hände sind und welche Karten eventuell gar nicht helfen bzw. Stau verursachen. Smile
Mobbi - Di 15 Nov, 2016 07:41
Titel:
Auch ein guter Ansatz, wobei da natürlich in der Regel nicht zu erkennen ist, ob die Karte im späteren Verlauf von Nutzen ist. Es gibt sicherlich Karten, die tendenziell gut auf die Starthand passen und andere, die man lieber im laufenden Kampf auf die Hand bekommen möchte. Nichtsdestotrotz hat dieser "Test" natürlich schon auch Aussagekraft.

PS: Das war Beitrag 5.500. Very Happy
Mobbi - Mi 03 Mai, 2017 20:05
Titel:
Warum ist Timmster eigentlich noch nicht golden eingefärbt?
Dwragon - Mi 03 Mai, 2017 21:19
Titel:
Ganz einfach: Admin ist höher als Gold Cool
Dwragon - Di 14 Aug, 2018 16:58
Titel:
Timmster hat folgendes geschrieben:
Mit dem Titel im Gepäck spielt es sich sicherlich besser. Vor allem ist der Druck weg. Ich habe das Gefühl, im nächsten Jahr werde ich sehr innovativ unterwegs sein. Das ist auch bitter nötig, denn die Khind, die Hoax, die Terrah und die Buka nehmen es mir sehr übel, dass ich sie noch nie auf einem großen Turnier gespielt habe.
Meine Freude auf 2017 ist riesig.


Gilt das auch für 2019, wo du es schon 2017 und 2018 nicht umgesetzt hast? Wink
Dwragon - So 19 Aug, 2018 19:40
Titel:
Achja: Und mich würde uach die Weiterführung bis 2018 eurer tollen Berichte interessieren.
Timmster - Mo 20 Aug, 2018 08:53
Titel:
Haha. Ja 2017 war ich dann doch der Meinung, meinen Titel verteidigen zu müssen. 2018 hatte ich einfach keine Muße für Blue Moon. Keine Vorbereitung. Daher wurden meine Decks erst Freitag früh gebaut. Dafür lief es ganz gut. Smile
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