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ritterderdrachenlanze
Blue Moon Fan


Alter: 41
Anmeldungsdatum: 22.04.2005
Beiträge: 50
Wohnort: krefeld

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solte eingenlich eine kurz geschichte sein mann sieht ja was es geworden ist
Alles begann an dieser Schlacht...
...die Zwietracht, der Hass.
Verzweiflung machte sich breit, bei den Völkern, den Herrschern.
Jeder Morgen drohte den Blick auf einen weiteren Heerwurm freizugeben.
Die Abende waren erstickt durch die Furcht der Lebenden, gefühlslos.
Das ferne Brüllen der Allmächtigen trieb deren Sklaven an,
drängte sie in die Kultur der Völker hinein,
zerschlug, zerschmetterte diese, gnadenlos und jedem Krieg unwürdig.
Aus dem Kind wird eine Kriegerin
Unruhiger Schlaf ...
... raubte mir schon seit meiner Kindheit schöne Träume. Begannen
sie langsam Farbe anzunehmen und zu leben, schwanden sie und
kamen nicht wieder. Mit all der Kraft meines Unterbewusstseins
hetzte ich solchen Träumen immer wieder nach, versuchte, sie doch
noch zu Ende zu träumen, wie sie auch immer ausgehen mögen.
Doch sie entschwanden meinen Sinnen, meinem träumerischen
Auge.
Aufgeregt von der Jagd nach meinen Träumen - welche Nachrichten
von Verstorbenen sind, so sagte meine stolze Mutter immer
- hielt mich keine körperliche Erschöpfung des Kampftrainings,
welches ich am Tage zuvor in der brennenden Sonne durchstehen
musste, mehr auf meiner Schlafstätte. Ich musste aus meinem kleinen
Raum raus, ich musste diese Kammer verlassen. Genug, dass
ich immer härter als meine acht Brüder behandelt und erzogen
wurde, ich hatte auch die kleinste und schlichteste Kammer die mir
als Schlafstätte diente - nicht einmal ein Bett ziehrte den Boden, der
durch kahle Wände beobachtet wurde, an denen nur einige Waffenhalterungen
für mein Schwert und die Lanze, meine Rüstung und
den Waffengurt eingearbeitet waren - nur eine Holzbank mit einigen
Wolltüchern.
Ich bin die einzige Tochter sagte meine Mutter immer. In unserem
Volke würden Frauen mit grösstem Respekt und gar bis und
mit dem Tode verehrt. Ich wollte mich gut vorbereiten auf meine
Bestimmung - die Bestimmung eine Familie zu führen sobald meine
Mutter verstorben war. Doch ich war mir sicher, dass ich dies auch
mit einem weichen Bett und einem etwas lebenswerteren Raum
lernen konnte.
Immer wieder dachte ich über diese Art der Erziehung nach.
Meine Mutter sagte immer, das die Schlichtheit im Leben den Geist
und Charakter eines Kämpfers stärkt - ich merkte bisher nichts
davon. Mit derselben leisen Wut die mich immer erfüllte wenn ich
inmitten geheimnisvoller Träume erwachte, verliess ich auch in
dieser Nacht wieder meine Kammer, ging in den Stall und ritt mit
meinem Streitross in die feucht warme Nacht hinaus.
Die Augen der Krieger, die noch immer in voller Rüstung und
Bewaffung durch die staubigen Strassen Farashs reiteten, musterten
mich von Kopf bis Fuss. Es wirkte sicher seltsam, dass eine Frau
des vasmarischen Volkes alleine, ohne grosse Bewaffnung und
Rüstung und vor allem ohne gebührende Begleitung durch mehrere
Krieger der Familie mitten in der Nacht aus der ehernen Umklammerung
einer der grössten Kriegerstädte der ganzen bekannten Welt
in die wilde und gefährliche Natur hinausritt. Kein Krieger begleitete
mich, daher erfragten viele Kämpfer, mich zu begleiten, doch in
Gedanken schon längst wieder auf einer Traumstrasse, welche mich
vielleicht doch noch meinen verschollenen Träumen näherbringen
könnte, antwortete ich nur geistsabwesend - ich ritt weiter hinaus in
die ...
... Dunkelheit ...
... täubte all meine Sinne. Mein Verstand war gelähmt durch etwas
Schreckliches. Die Augen wollten nicht mehr hinschauen auf die
Wahrheit die sich vor mir zeigte. Grausamkeit und Tod schien mich
in einer mich wahnsinnig machenden Umarmung festzuhalten und
nicht mehr loslassen zu wollen. Mit ohnmächtigem Schmerz im
Herzen und betäubtem Körper vernahm ich mein eigenes Atmen,
stossend, fast schon keuchend - durch eine Anstrengung derer ich
mich nicht mehr erinnern konnte.
Erinnerung - was, wo, warum bin ich hier? Wo bin ich? Tote.
Blut. Regelrecht niedergemetzelte Körper - erschlagene Leiber,
zertrennte Gliedmassen. Seen von Blut und Massen von Stahl
säumten meinen Blick. Meine angstvollen Blicke fingen etwas ein,
eine Kreatur, ein Wesen von einem Ort über den ich nicht einmal zu
träumen wagte - was war das?
Myr’Mar
Ich kämpfte damals ohne die Erinnerung an mein bisheriges Leben
auf dem Schlachtfeld von Myr’Mar - der unheiligsten und entehrtesten,
kriegerischen Auseinandersetzung der die Geschichte Zeuge
wurde. Im Alter von jugendhaften 19 wurde ich, um mich meiner
fähig zu beweisen, von meiner stolzen Mutter mit in den Krieg
genommen - eine Schlacht welche eigentlich unnötig gewesen wäre.
Was niemand auch nur ahnte war, dass ein finsterer Schatten über
dem Weg der beiden Armeen schwebte. Etwas schreckliches würde
geschehen - und es geschah auch: Chan mischte sich als dritte Partei
in diese Schlacht ein mit einer Armee finsterer Wesen und einer
schrecklichen Kraft, welche die Erinnerung aller Sterblichen in der
Ebene schlichtweg entriss. Beide Armeen wurden fast vollkommen
vernichtet - zerschmettert - zermalmt - allen Ehren des Krieges
entrissen und als wehrlose, verzweifelte Opfer durch die irhjarrschen
Kräfte vom Antlitze dieser Welt geschleudert.
Das Schicksal wollte, dass einige wenige überlebten, und die Ehre
des Krieges vergass mich nicht, denn auch ich atmete noch und
konnte mich am Ende noch erfolgreich gegen die letzten dieser
finseren Wesen erwehren. Es dauerte jedoch lange, bis ich mich
vom Grauen dieser Ebene und dem, was sich dort, dem Wissen der
Welt noch entzogen, lauernd und langsam aber unaufdringlich auf
mein Herz zubewegte, erholt hatte; soweit erholt, dass ich all meinen
Mut fassen konnte und das Schlachtfeld nach anderen Überlebenden
durchstreifte, watend im Blut und den zerrissenen Körpern von
tausenden, aufrechten Kämpfern, die auf eine, einem Krieger unwürdige
Art des Lebens betrogen wurden...
Die Stürme sammeln sich
Thalon’Dor der Ishdar und Car’Khonn der Arkwesh waren di65
einzigen anderen Krieger, welche noch auf ihren eigenen Beinen
standen. Jeder andere starb an diesem Tag. Alleine der Gedanke
daran betäubt meine Sinne noch heute, lähmt mein Herz, als ob es
jeden Augenblick aufhören würde zu schlagen.
Die beiden Armeen waren eine vasmarische und eine bryhansche.
Die Bryhaner sammelten viele Söldner und Wanderer in ihren
eigenen Reihen, um der kämpferischen Übermacht der stolzen
Kinder des Krieges überhaupt entgegentreten zu können - zwei
dieser Wanderer waren Thalon und Car. Dem Ausdruck in ihrem
Gesicht, der Verzweiflung in ihren Augen sah ich sofort an, dass
auch sie den Halt an der Vergangenheit verloren hatten - auch ihre
Erinnerung wurde an diesem Tage auf brutalste Weise zerstört und
auch ihr Herz wurde durch nagenden Wahnsinn gefoltert.
Wir machten, was jeder andere auch getan hätte, wir schlossen
uns zusammen, um zu überleben, Trost zu finden, nicht alleine zu
sein - vor allem aber um zu verstehen!
Tausende starben und wir überlebten.
Erwachen
"HÖR DAMIT AUF!" - der Schrei zerfurcht die Stille der Nacht...
Er erinnert sich nicht mehr der letzten Tage. Schleierhaft erscheint
ihm in den Träumen Szenen des immer gleichen Kampfes. Eine
lähmende Kraft hat von Ihm Besitz ergriffen, doch woher diese
Kraft kommt, was diese Kraft hervorbeschworen hat ... Was ist
geschehen - "WAS!?!" - ein zweiter Schrei, durch den er selbst
erwacht, erlöst von einem dieser Träume.
Im Wissen, den vor ihm liegenden Pass sowieso überwandern
zu müssen, macht er sich auf den Weg in die Dunkelheit, die sehr
bald von der schmeichelnden Röte der Morgendämmerung verjagt
wird. Kaum eine Stunde nach Aufbruch in der Morgendämmerung
kämpft er schon mit einer unnatürlichen Müdigkeit. Mit jedem
Schritt werden seine Beine und Arme schwerer, die Rüstung scheint
dutzende Stein zu wiegen. Eine dumpfe Melodie spielt in seinen
Gedanken, seinem ganzen Körper - sein Herz. Mit jedem Schlag
fällt auch ein Tropfen Schweiss auf den noch schattigen Grund, lässt
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den trockenen Staub sich kräuseln beim Aufprall.
Lange hält er nach einigen Stunden des Leidens inne. Setzt sich
aber auch nicht hin, vor Furcht, dass diese Kraft ihn schlussendlich
niederzwingen könnte. Den Blick starr auf den Boden gerichtet,
angestrengt atmend und den fallenden Schweisstropfen nachschauend,
steigt ihm ein salziges Brennen in die Augen. Gezwungen, die
Augen zu schliessen verdunkeln sich seine Gedanken und vor
seinem geistigen Auge erscheint eine Szene aus alter Vergangenheit...
Wie damals, als Unbekannter an der Zwei-Völker-Schlacht in
Hemearn kämpfend, auf der Seite der menschlichen Nordstämme
gegen die Elfen der Wälder, so zerrissen fühlt er seinen Körper jetzt.
Schmerz, Pein - nur das Blut fehlt. Wer leidet wie ich jetzt, muss nicht
bluten um zu sterben..., geht es durch seinen Kopf. In Hemearn kämpfte
er tagelang ohne wirklich auszuruhen, mit seiner Klinge in der
Hand, dem Schwert mehr vertrauend als seinen eigenen Augen... In
Hemearn lernte er, was es heisst, Krieg zu führen, zu töten, zu
bluten. Er lernte seine eigenen Grenzen kennen, und stellte dadurch
auch fest, dass diese Grenze weit über derjenigen von gewöhnlichen
Kriegern liegt.
Hemearn machte ihn zu einem Kriegshelden. Rufe begleiteten
ihn, wo immer er sich in die Flanken der elfischen Langschwerter
warf. Diese Rufe fingen an ihn in den Träumen zu verfolgen, so
lange, bis er schliesslich verschwand. Eines Morgens war er nicht
mehr da, kämpfte nicht mehr gegen die blutrünstigen Elfen - während
die Nordstämme der Menschen gegen die Ishdar am Rand des
Waldreiches Haldreth untergingen, wanderte er alleine fort von
alledem, fort von den Rufen, fort von dem Morden.
Beim erneuten aufreissen der Augen blendet ihn sanftes Licht -
die ersten Strahlen des gleissenden Antlitzes schlichen bereits über
die Kuppe des Bergpasses. Wie lange war er ... unwichtig, jetzt führt
ihn sein Weg nach Westen - über die endlosen Hügelreiche, trocken
und heiss, weinend vor Durst, um bei der sich anbahnenden
Schlacht bei Myr’Mar wieder Ruhm zu erlangen, den ungläubigen
Blicken besiegter Gegner auszuweichen, zu kämpfen ...
„Macht vergeht ...
...schneller, als sich manch einer denken mag...", sinniert der stolze, auf
einem hohen Balkon thronende Ish’drel, während er auf die über
fünfzig Schritt unter ihm wimmelnden Gestalten hinunter blickt.
Die harten Züge des Elfen aus dem Reich Arlenion werfen ebenso
harte und kantige Schatten in sein Gesicht. Seine Finger greifen den
Granit der Brüstung stärker, mit einem zufriedenen aber zurückhaltenden
Lächeln, in Gedanken Jahrzehnte zurück, als er noch im
elfischen Reich im Osten weilte und davon träumte, dort zu sein wo
er heute ist.
Er ist der Tha’R, der Herrscher über die vereinten Reiche des
Westlichen Kontinents. Er ist der Gewählte aus einem Kreis von
über einem dutzend fähiger Persönlichkeiten mit Einfluss und
Macht. Sein Fingerzeig kann Krieg oder Friede bedeuten, und mit
seiner Sippe hinter sich - den Goldgeflügelten, der mächtigsten Sippe
im ish’drelschen Reich - kann er sich jedem entgegenstellen, der
seine Entscheide anzweifelt und ihn mit feindlichem Gebar herausfordern
will.
Er verliert sich wieder in Gedanken und schaut mit leerem Blick
über die hohen Friede der Stadt hinweg, hinaus in die sich leicht
gegen Südwesten senkenden Ebenen mit den unzähligen Burgfesten.
Wie feine Nadeln ragen sie aus dem grünbraun der Felder
empor. Die glühende Sonne am Firmament taucht alles in matten
Glanz und sanft oranges Glühen hebt sich von allem ab - Eine
blutige Stimmung, denkt sich der Ish’drel, Die Farbe des Krieges.
Langsam dreht sich der Ish’drel um, macht einen zuerst zögernden
Schritt - noch immer tief in Gedanken verloren - und wechselt
dann den Ausdruck seines Gesichts von nachdenklich zu erheitert.
Selbst seine Lippen zeigen ein sanftes Lächeln. Er denkt darüber
nach, wie meisterlich er doch Bryhan und Farash gegeneinander
ausgespielt hatte. Diese Menschen - wären sie nicht so leichtgläubig,
hätte es ihn mehr Mühe gekostet. Und die Vasmarier erst, ihr aufrechter
Stolz und das heisse Temperament - niemand kann einfacher
zu Krieg gezwungen werden als die stolzen ‚Kinder des Krieges’.
Dies zu Ende gedacht, erreicht Giltrondor die schmale aber
schwere Tür, hinter der die steil herabführende Turmtreppe gähnte.
Dunkelheit wechselte sich mit mattem Schein ab - wann immer
Giltrondor eine der Lichtscharten passiert. Dunkel und Licht. Dunkel
und Licht. Dunkel und Licht... Intrige und Ehrlichkeit, denkt
sich der Tha’R. Wieder zeichnen seine Lippen ein sanftes Lächeln in
sein hartes Gesicht. Der Abstieg würde lange dauern, so lange, dass
er sich die Zeit wieder mit Gedanken verkürzt, Gedanken, die ihm
ein Wohlbefinden verleihen.
Bryhan zog gegen Farash in den Krieg. Wie Kinder gelockt
durch Versprechungen. Bryhan - die Hochburg der elementaren
Lehren und damit im magischen Machtgefüge der Reiche ein Dorn
im Auge der Fanatiker in Chan, dem von dunkeln Geschichten
beschatteten Stadtstaat. Die Diener Irhjarrabons waren schon immer
sehr schlecht zu sprechen auf Bryhan, vor allem, seit sich in der
nördlich gelegenen Waldstadt mächtige Al’Mashar zu erkennen
gaben.
Wie einfach sich das Ganze doch entwickelte, geht es dem Tha’R durch
den Kopf. Wie einfach er doch die Chaner dazu bewegt hatte, auch in die
Schlacht einzugreifen - gut, dass niemand sein Gesicht in diesem Moment
erblickte, denn eine unbeschreibliche Bosheit wiederspiegelte
sich in seinen Zügen. Chan als Vollstrecker der feigen Tat, die Halbelementare
und deren Krieger vernichtend geschlagen und ebenso die Kriegsstärke der
einzigen vasmarischen Stadt im Fürstenrat zu Gorath markant dezimiert. Wie
sphärischer Glanz tanzen hüpfende Lichter in den zu finsteren
Schlitzen verengten Augen des Ish’drel.
Nun ist sein Reich, Arlenion, die Domäne der Goldgeflügelten die wohl
mächtigste Partei aller Reiche des Rates und deshalb würde es niemand mehr
wagen - angeführt durch die aufrührerischen und stolzen Vasmarier - gegen
seine Entscheide vorzugehen... sie werden es sich jetzt gut überlegen, bevor sie eine
Schlacht gegen eine bisher unbesiegte Armee führen müssten.
Seine Sehnsucht umschlingt diese Gedanken, sein Herz frohlockt,
ob dieses grossen Sieges. Nicht nur die Machtverteilung der Armeen
wurde neu geschrieben, auch das Sphärengefüge der Welt wurde erschüttert, zu
Gunsten Irhjarrabons erschwert. Zu Ende die Zeiten, während welchen die ewig
redenden und nie handelnden Wirkergilden sich ihres Einflusses im Rat so sicher
waren. Zu Ende, endlich zu Ende die Zeiten, da die Halbelementare der an der
Westküste gelegenen Stadt sich immer einmischten in Entscheidungen grösserer
Reichweiten...
Die durch seine unscheinbare Kraft aufschnellende Tür kracht
gegen die eherne Wand dahinter, und verdutzt trifft ihn der Blick
einer edel gekleideten Ish’drel, deren wallendes Gewand ein schimmerndes
Kettenhemd offenbart. Der Tha’R bemüht sich durch ein
kurzes In-Sich-Kehren, seine Emotionen zu beherrschen und verdrängt
die überwältigende Freude und zugleich den noch immer in
ihm seelenden Hass seinen Widersachern gegenüber. Zusammen
mit seinem ernsten Blick trifft seine Stimme die Wartende: „Es gibt
zu tun - es gibt noch mehr zu tun."
Vier Tage...
...lang wird er sich im Süden aufhalten müssen, das ist ihm bekannt.
Wenn nichts dazwischen kommt, wenn die Anhöhen im Süden für
einmal nicht von Drachen nach Fressen abgesucht wird, wird er
wieder rechtzeitig zurück sein, um an der Seite seiner Weggefährten
einen seiner schwersten Gänge zu beschreiten.
„Vier Tage werde ich weg sein." - formt sein Mund die stillen Worte.
Und die Augen des Alten finden die des Jungen. Dürre, kräftige
Hände zerren ihn näher. Während die eine Hand ihn nahe hält, fasst
der Alte ihm mit der anderen ins Gesicht, kräftig - tätschelt ihn mit
grober Sanftheit, wie zu den Zeiten, als er noch ein kleiner Junge
war. Auf den hageren Zügen des Alten zeigt sich ein seit langer Zeit
nicht mehr gesehenes Lächeln. Mit den Tränen kämpfend schreitet
er davon, schaut aber immer wieder zurück, erwiedert den Gruss
des Alten und lässt die Fellplache schlussendlich hinter sich zufallen
- während sich die Blicke noch ein letztes Mal treffen...
Einen Tagesritt dauert es, bis er die stolze Kriegerin und Tochter
des Stammes Mar am Horizont erblickt - wie sie dort auf dem
Rücken ihres Pferdes Windlied wartet, ihr Haar sanft im Wind weht
und die schlanke Axt in ihrer Hand ruht. Das Wiedersehen war
voller Freude und Liebe, und erlöst von Kummer und Sorgen um
seinen Alten lässt er sich in die Wärme seiner Anvertrauten sinken.
Sie reiten während des ganzen Abends über die blühenden Anhöhen
und suchen sich bei Einbruch der Nacht eine geschützte Stelle, in
welcher sie ihr Nachtlager aufschlagen.
Der Falke erreicht ihn am nächsten Morgen, am zweiten Tag,
seit er weg ist. Er weiss, was dies zu bedeuten hat - und entgegen all
seiner Vorhaben entscheidet er sich, zurückzukehren. Nicht alleine,
denn die Tochter von Sor’Mar, dem Herrn der Sonnenwanderer, begleitet
ihn nach Norden, um ihm beizustehen, und auch selbst persönlich
vom heldenhaften Rudhor’Khar Abschied zu nehmen.
Der Ritt von den Südwiesen hinauf in den Norden zerrt an ihren
Kräften, aber unter grössten Anstrengungen gelingt es ihnen,
das grosse Zelt rechtzeitig zu erreichen, vor welchem bereits die
Angehörigen des Stammes Khar wachen.
Im Zelt liegt der Alte, in seinen letzten Zügen, mit geschlossenen
Augen und friedlichem Gesichtsausdruck. Der Atem geht tief
und langsam, aber noch immer gleichmässig. Langsam wälzt sich die
Nacht voran, und immer wieder schliessen sich seine Augen vor
Müdigkeit. In der Stille der Nacht ruht er zusammen mit seinem
Bruder über den Alten, weilt neben dessen Lager und verliert sich
oft in Gedanken und Erinnerungen über die Vergangenheit...
„Es sind Tage wie diese, an denen Rudhor’Khar sein Horn an die Lippen
hob und den Donner des mächtigen Hornes weit über die Ebenen erschallen liess.
Die Stimme des Alten hallte hervor, und stimmte tiefe aber frohe Kriegsreime an,
und wie ein Chor fielen die kräftigen Stimmen seiner beiden Söhne in die Worte
ein. Im Rhythmus der Melodie wurden die schweren Arkher geführt und ebenso
rhythmisch fielen die Gegner - bis mit dem letzten Tschirnak auch die Reime
versiegten, mit dem Atem der stolzen Krieger auch das Blut ihrer Feinde. Dann
standen sie da, triumphierend, ihren Stolz hinausbrüllend, tief, laut, und in die
Ferne blickend und ausharrend, was auch immer kommen mag..."
Sanft gleitet die von Adern gezeichnete Hand über diejenige des
Alten. Für einen so grossen, kräftigen Krieger fast unnatürlich
zärtlich streicht er dem Alten über dessen Haupt, versucht, keine
Traurigkeit zu zeigen: es geziehmt sich nicht für den Sohn des
Häuptlings.
Die Helligkeit des Tages dringt vorsichtig ins geschlossene Zelt
und der Ältere der Brüder, ein grosser Wanderer, der sein Erbe an
den Jüngeren weiterreichte, entscheidet, nicht länger das Strahlen
des Antlitz des Gleissenden auszusperren. Der Ältere erstickt das
brennende Öl in der eisernen Schale und wirft die Plache zur Seite -
wie eine hungrige Meute von Hunden drängt das Licht ins Zelt.
Im Moment der plötzlichen Helligkeit öffnet der Alte seine Augen,
schaut leer zur Zeltkuppel und holt einmal tief und lange Luft...
und langsam und unscheinbar entweicht dieser letzte Atemzug
seinem Leib, bis dieser bewegungslos und friedlich auf der Ruhestätte
liegt.
„Erinnerst Du Dich, Khristan," sagt der Ältere der beiden, Sashar,
andächtig, „wie Vater vor zwei Jahren gegen das Leiden zu kämpfen begann?"
Er nickt, er erinnert sich: Der Alte sah seinem Schicksal
immer gerade in die Augen, kämpfte dagegen an, so kraftvoll und
mutig, unermüdlich und stolz wie damals, am Rottannenpass, als er die
Axt packte, und den angreifenden Alben mit donnernden Schreien
entgegenstürmte. Die Bergelfen hielten inne, und zogen sich zurück,
vor Respekt... oder Ehrfurcht...
Langsam übermannt der Friede die Gedanken und die beiden
Nachkommen des grossen Häuptlings stehen bei der leblosen Hülle
des Alten, blicken auf sie herab und sinnieren über die Zukunft
nach. „Wir werden gebraucht, Bruder..."
Ein ganz normaler Abend...
...sollte es werden, so normal, wie am Abend zuvor, zwei Abende
zuvor, ja, verdammt nochmal, die ganze Woche zuvor! Der stämmige
Kerl freut sich schon darauf, wieder in der Schenke in seiner
Ecke auf seinem massiven Hocker Platz zu nehmen, die Kaputze
vom Kopf zu streifen und mit anderen Wanderern über Erlebtes zu
sprechen. Immer wenn er die Schenke betritt, wird es still im Raum,
auch nach den Jahren, die er jetzt schon Stammgast ist - wenn sein
massiger Körper sich durch die Eingangstüre walzt, stockt jedem
der Atem, immer wieder von Neuem.
In der Schankstube herrschte schon laute Heiterkeit und viel
Betrieb. Der Schankwirt hat alle Hände voll zu tun, die beiden
hübschen Schankmaids aus Ilyan kommen bei den Kriegern gut an.
Die Tür schwenkt auf und Urthrak stampft herein. Wie immer
streifen beide Schultern den Rahmen, und den Kopf bringt er nur
mit Schieflage unter dem Türrahmen hindurch. Wie an jedem Abend
senken sich die Geräusche und unzählige Blicke fixieren den
mächtigen Al’Mentar.
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Bashdin
Blue Moon Leader


Alter: 33
Anmeldungsdatum: 09.04.2005
Beiträge: 360
Wohnort: Dresden

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Das gefällt mir. Kann man erfahren, ob die Charaktere schon irgendwo drin sind oder ob du sie dir selbst ausgedacht hast?
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Xelethotiras
Site Admin


Alter: 53
Anmeldungsdatum: 08.03.2004
Beiträge: 1846
Wohnort: Wien

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Verschoben nach "Fan Fiction".
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LaBärd IV.
Gott der LaBärei


Alter: 38
Anmeldungsdatum: 23.12.2004
Beiträge: 2317
Wohnort: In der Provinzialstadt S.

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@Bashdin: Sieht so aus, als würde sich diese Geschichte auf das Rollenspiel Mongador beziehen.
@ritterderdrachenlanze: Schicke Geschichte, aber du kannst uns natürlich viel erzählen, wenn wir die Welt von Mongador nicht kennen
Trotzdem sehr gut gelungen, auch die Überschriften, zB "Ein ganz normaler Abend...", die als Satzanfang verwendet werden, gefallen mir.
Schreib doch mal was zu Blue Moon, dann können wir uns die Flosse schütteln
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Heretic
Blue Moon Fan


Alter: 43
Anmeldungsdatum: 23.04.2005
Beiträge: 43
Wohnort: Ohmden

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@Bärd: Es heisst MONDAGOR.
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LaBärd IV.
Gott der LaBärei


Alter: 38
Anmeldungsdatum: 23.12.2004
Beiträge: 2317
Wohnort: In der Provinzialstadt S.

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wupps
Kann ja mal passieren, ich alter Legastheniker
Wiso sagt der Meister eigentlich nicht selbst ma was dazu?
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